Was unternimmt man als Touristin am Ostersonntag in Minsk? Einkaufen gehen und zwar in der Markthalle Komarowka. Ich kenne bei uns nichts Vergleichbares. Und obwohl auch bei den dortigen Orthodoxen Ostern gefeiert wurde, hatten die Hälfte der Stände geöffnet und boten ihre Waren feil. Was für herrliche Pasten und Kräuter! Halbe Schweine und Geflügel mit Kopf. Das Fleisch war nicht wie bei uns in undeffinierbare Portiönchen zerteilt, die uns so schön vergessen lassen, dass Fleischessen mit Blut und Töten zu tun hat. Hängen geblieben bin ich schließlich am Stand eines Gewürzhändlers aus Usbekistan. Usbekistan! Der Klang nach Exotik und Unberührtheit. Und natürlich hatte er Berberitzen. Berberitzen, das sind diese kleinen Früchte in der Größe von Apfelkernen, die überall in den sechziger Jahre Siedlungen in den Hecken der Grundstücksbegrenzungen hängen. In einigen orientalische Rezepten habe ich sie als Zutat gelesen, bei uns im Städtle aber nirgends bekomme. Unser usbekischer Händler hatte keine Tüten und weil alle Beeren und Kräuter offen angepriesen wurden, hat er uns aus Papier eine Paiertüte gefaltet. Im Handumdrehen, wie es auch hier zu Lande vor nicht allzu langer Zeit noch üblich war.
Jetzt, schon lange wieder zurück von unserer Reise nach Belarus, geht so langsam unser Bestand an Berberitzen zur Neige.
Ich bin begeistert von diesen Früchten. Wie wuderbar sich diese kleine Beere mit dem Reis vermählt! Mit Berberitzen erhalten Gerichte eine feine säuerliche Note. Sie harmonieren bestens mit Knoblauch, Chili, Ingwer und allen orientalischen Gewürzen wie Koriander, Kreuzkümmel, Zimt… Auch pur habe ich die kleinen getrockneten Beeren für mich entdeckt. Sie hinterlassen am Gaumen und auf der Zunge einen Hauch von Gerbstoffen und Bitterkeit, nach dem sich die erste Säure und Süße verflüchtigt hat.
Beim Gang durch Dr. Googles Wunderwelt hat mir Wikipedia und Co erklärt, dass alle Teile der Berberitze leicht giftig sind, außer der Rinde und den Beeren. Wie nett! Außerdem wird den Beeren jede Menge Heilkräfte nachgesagt, das kann ja auch nicht schaden. Jetzt werde ich wohl doch in den sauren Apfel beißen müssen und mir einen neuen Vorrat Online bestellen. Pfui igitt, das mag ich ja sonst gar nicht. Aber einen Fahrt nach Minsk um Berberitzen zu kaufen, wäre doch etwas übertrieben.